„Manchmal staune ich, was wir damals ohne CAD gestemmt haben“

Drei langjährige Beschäftigte erzählen, wie sie zu Schüßler-Plan kamen

Egon Heß, Hans-Jürgen Pickartz und Bettina Heise (v. li.) im Düsseldorfer Volksgarten
Sie haben das Wachstum des Unternehmens von Anfang an begleitet: Drei langjährige Beschäftigte erzählen, wie sie zu Schüßler-Plan kamen – und warum sie blieben


Egon Heß, Jahrgang 1939, Konstrukteur
Mitarbeiter Nummer 16
Als ich 1978 für das Ingenieurbüro Willi Schüßler zu arbeiten begann, gab es außer mir noch 13 weitere Ingenieure und zwei Sekretärinnen. Ich war also Mitarbeiter Nummer 16. Als ich 2001 in den Ruhestand ging, hieß das Unternehmen Schüßler-Plan, wurde von Norbert Schüßler geleitet und hatte mehr als 600 Beschäftigte. Daran kann man ermessen, wie rapide das Wachstum war, das bis heute anhält.
Nach 23 Jahren fiel mir der Abschied schwer. Schüßler-Plan war wie eine zweite Familie für mich. Die Arbeit empfand ich als erfüllend. Ich bin Konstrukteur, meine Fachgebiete waren Hochbebauung, Schal- und Bewehrungspläne sowie Tragwerksplanung im Hoch- und Tiefbau. Ich war zuständig für die Abnahmen von Stahlbetonbauwerken, darunter zum Beispiel die UCI Kinowelt in Düsseldorf oder ein Abschnitt der Kölner S-Bahn, vom Hauptbahnhof bis zum Hansaring. Das kam nicht von ungefähr. Mit Bauüberwachungen hatte ich 20 Jahre Erfahrung, als ich bei Willi Schüßler anfing.
Wenn ich an meine Zeit in dem Unternehmen zurückdenke, fällt mir das Jahr 1980 ein. Der erste Rammschlag – der Bauauftakt – beim Umbau des Düsseldorfer Hauptbahnhofs. Ein historischer Moment. Oder Anfang der 80er-Jahre: Damals führten wir CAD ein, computerunterstütztes Zeichnen. Schüßler-Plan war eine der ersten Bauingenieurfirmen, die damit arbeiteten. Der Computer ist nicht mein Freund. Ich bin der Typ für Zeichenbretter und Rotring Isographen – und war entsprechend froh, als Willi Schüßler zu mir sagte: „Sei es, wie es sei. Behalt dein Zeichenbrett!“ Danach waren wir beide beruhigt.
Wenn ich die lieben Kolleginnen und Kollegen heute wiedersehe, ist mit das erste, was ich von ihnen höre: „Egon, wo ist dein Amerikaner?!“ Damit spielen sie auf das Gebäck an, das ich immer gerne gegessen habe, um bei all dem Stress die Ruhe zu bewahren. Zum Beispiel, als man mir die Überwachung beim Bau der Victoria-Versicherung in Düsseldorf übertragen hatte. Ein Riesenprojekt, ich hatte bestimmt ein Jahr damit zu tun. Wie viele Amerikaner ich in der Zeit zu mir genommen habe? Das weiß ich natürlich nicht genau, aber es werden eine Menge gewesen sein.

Hans-Jürgen Pickartz, Jahrgang 1954, Ingenieur
Mitarbeiter Nummer 20
Was mich an der Arbeit hier begeistert, ist die Vielseitigkeit. Wir haben zu tun mit Tunneln, Straßen, Brücken und Bahnsteigen, machen große Projekte und kleine. Es geht um Machbarkeitsstudien, Erschließungsmaßnahmen, Planungen, Prüfungen. Kennen Sie das berühmte Prüferlied? Es geht so: „Es blüht ein grünes Blümelein / es wird schon alles richtig sein“. Das ist scherzhaft gemeint – in Wirklichkeit prüfen wir selbstverständlich haargenau.
Mein erstes Projekt war Ende der 70er-Jahre der Bau der S-Bahn-Strecke S8 von Mönchengladbach über Düsseldorf nach Hagen. Damals gab die Deutsche Bahn den Bau vieler solcher Strecken heraus – das war für sämtliche Büros in unserer Branche Neuland. Stützwände, Bahnsteige – alles war zu planen, auch die Provisorien für die Straßenumbauten und besonders für die Gleisbauzustände. Der Umbau erfolgte unter Bahnbetrieb, denn die Züge mussten immer rollen. Eine spannende Zeit. Manchmal staune ich, was wir damals ohne CAD und EDV so alles gestemmt haben.
Ich bin seit 1978 im Unternehmen, habe gleich nach dem Studium hier angefangen. Die meiste Zeit habe ich im Düsseldorfer Büro gearbeitet, seit 2006 bin ich im Kölner Büro und kümmere mich vor allem um Straßen und Infrastruktur. Ich bin Mitarbeiter Nummer 20 – verrückt, wenn ich daran denke, dass es heute mehr als 800 sind. Wie es aussieht, werde ich wohl mein ganzes Berufsleben hier verbringen. Das ist absolut in Ordnung so. Was ich an der Arbeit, außer der Vielseitigkeit, besonders schätze, ist der Zusammenhalt der Beschäftigten untereinander.
Im Rückblick fallen mir vor allem die Großprojekte ein, mit denen ich betraut war, zum Beispiel nach der Wende die Verkehrsprojekte im Zentralen Bereich von Berlin. Dass wir den Auftrag bekommen hatten, hatte damit zu tun, dass wir in Düsseldorf den Rheinufertunnel geplant hatten – ein spektakuläres Projekt, das bis heute für Aufsehen sorgt.
Ich habe das alles noch gut vor Augen: Den Potsdamer Platz. Die so genannte Kanzler-U-Bahn vom Brandenburger Tor zum Reichstag. Kein Wunder, schließlich bin ich fünf Jahre jede Woche einmal nach Berlin geflogen. Den ersten Termin in Berlin hatten wir meistens morgens um 8.30 Uhr oder schon um 8 Uhr. Nicht selten waren wir Rheinländer früher da als unsere Berliner Kollegen.

Bettina Heise, Jahrgang 1959, Sekretärin
Mitarbeiterin Nummer 21
Mit 15 Jahren habe ich die Schule verlassen. Nach der neunten Klasse. Was das Geldverdienen anging, konnte es mir nicht schnell genug gehen. Ich wusste, wo ich auf keinen Fall arbeiten wollte: im Büro. Ich landete in einem Fotogeschäft und blieb dort, bis ich 1979 in der Zeitung eine Stellenanzeige las: „Ingenieurbüro sucht Bürogehilfin“. Obwohl ich nie ins Büro wollte, stellte ich mich vor – und siehe da: Es passte.
Ich war Mitarbeiterin Nummer 21. Und wurde schnell die rechte Hand von Willi Schüßler. Das klappte prima, obwohl ich zu der Zeit – es waren die 80er-Jahre – neonfarbene Kleidung trug und der Chef modischen Extravaganzen eher reserviert gegenüberstand. Heute trug ich Gelb, morgen Grün – wie ein Kanarienvogel lief ich herum. Aber der Chef ließ mich gewähren.
Ich empfand die Atmosphäre von Anfang an als angenehm. Unter anderem erledigte ich den Postein- und ausgang. Am Telefon war ich gut gelaunt und machte Scherze, was mir manchmal fast ein bisschen unangenehm war – vielleicht kam das bei den Leuten gar nicht gut an? Dann rief mich eines Tages Willi Schüßler zu sich und sagte: „Bettina, seit du am Telefon bist, sind wir um 100 Prozent gewachsen. Möchtest du 200 Mark mehr?“
1992 – zwei Jahre, nachdem Norbert Schüßler ins Unternehmen eingestiegen war – bekam ich ein Kind und arbeitete danach in Teilzeit als Sekretärin. Als ich ein paar Jahre später wieder vollzeit arbeiten wollte, gab es gerade keine Sekretärinnenstelle. Ob ich mir auch etwas anderes vorstellen könne?, fragte man mich. Ich habe dann beim Bau der Düsseldorfer Wehrhahn-Linie den Info-Container betreut, wo sich Bürger informieren konnten und wo Pläne und Modelle von Maschinen zu sehen waren.
Obwohl ich 2019 sage und schreibe 40 Jahre bei Schüßler-Plan sein werde, habe ich die Lust an der Arbeit nie verloren. Seit den 80er-Jahren sind viele Bürostandorte hinzukommen – Frankfurt, Dresden, Karlsruhe, Warschau, um nur einige zu nennen. Dennoch herrscht unverändert ein lockerer Umgangston, und auch die Kleiderordnung wird leger gehandhabt – ein Glück. Denn meinem farbenfrohen Stil bin ich im Großen und Ganzen treu geblieben.

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